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Die Unternehmensnachfolge |
Eine
Unternehmensnachfolge lässt sich keinesfalls auf rein wirtschaftliche und
rationale
Fakten, wie insbesondere auf steuerliche Fragen oder auf Fragen zur
Erzielung eines optimalen Veräußerungspreises
reduzieren.
Bei der Unternehmensnachfolge im eigentlichen Sinne handelt es sich
nämlich meist um Inhaber geführte Unternehmen,
vorrangig um
Familiengesellschaften, bei denen in der Regel eine Person das
Unternehmen langjährig geführt, meist sogar selbst
gegründet hat und das Unternehmen aus Altersgründen
übertragen werden soll. Eine solche unternehmerische Person
sieht
sein Unternehmen nicht nur unter finanziellen Aspekten, sondern ein
solches Unternehmen stellte und stellt immer noch meist einen zentralen
Inhalt seines Lebens dar. Das Unternehmen ist sozusagen sein
„Kind“, das er nicht nur aufgrund finanzieller
Renditegesichtspunkte veräußern möchte,
sondern das er
aus der Vernunft heraus, z.B. wegen Alter oder Krankheit,
veräußern muss, ohne es aber wirklich zu wollen.
Emotion und
Ratio stehen hier oftmals stark im Widerspruch - und meist gewinnt die
Emotion und das Unternehmen verliert. |
Widerstand gegen eine Veränderung Vielfach spielt auch die Angst vor der Veränderung eine wesentliche Rolle bei der Frage des Ob und Wann der Unternehmensnachfolge. Der Unternehmer fühlt sich subjektiv noch stark und leistungsfähig und kennt viele Beispiele, in denen der Unternehmer noch in einem wesentlich höheren Alter leistungsfähig war und sein Unternehmen erfolgreich führte. Ferner hat der Unternehmer die Angst, den durch die Aufgabe des Unternehmens erzielten persönlichen Freiraum nicht anderweitig so nutzen zu können, dass sich hieraus eine gleichermaßen starke Befriedigung seiner Wünsche und Bedürfnisse ergibt. Andererseits ist er vernunftmäßig in der Verantwortung dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern gegenüber, weil er erkennt, dass der Erfolg des Unternehmens weiterhin von seinem Einsatz abhängig ist. Letztlich bleibt aber sein Widerstand gegen eine Veränderung. Je stärker diese psychologischen Komponenten bei einer Unternehmensnachfolge in den Vordergrund treten, desto mehr müssen sie bei der Konzeption der Unternehmensnachfolge beachtet und strukturell in das Modell integriert werden. Auch hieraus folgt, dass das Konzept für eine Unternehmensnachfolge ganzheitlich erarbeitet und konzipiert werden muss. Der Wunsch der Übergabe des Unternehmens an Familienmitglieder ist in der Regel ein zentrales Motiv. Geeignete oder zur Unternehmensnachfolge bereite Familienmitglieder stehen aber oftmals nicht zur Verfügung, so dass eine solche Unternehmensnachfolge ausscheidet. Je größer ein Unternehmen ist, desto mehr Möglichkeiten stehen für die Konzeption einer Unternehmensnachfolge zur Verfügung. So werden größere mittelständische Unternehmen eher die Unternehmensleitung und die Beteiligung aufspalten, weil im eigenen Familienkreis die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen bei der Unternehmensführung fehlen. Denn die fachlichen Anforderungen an die Unternehmensführung insbesondere größerer Unternehmen sind ständig gestiegen und der bürokratische Dschungel wurde fast undurchschaubar. Hier bedarf es besonderer Eigenschaften und Kenntnisse der Unternehmensführung, die nur selten im eigenen Familienkreise zu finden sind. In diesen Fällen konzentriert sich die Unternehmensnachfolge darauf, in welcher Form die Familienmitglieder am Unternehmen beteiligt werden und wie der Entscheidungsprozess zur Bestellung der Geschäftsführung abläuft.
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Unternehmensnachfolge in kleinen Schritten In den meisten Fällen bleibt der das Unternehmen Übergebende noch in irgend einer Weise am übergebenen Unternehmen beteiligt oder mit diesem in anderer Weise verbunden. Nur selten erfolgt die Unternehmensnachfolge dadurch, dass das Unternehmen an einen Dritten verkauft oder sonst wie in einem Zuge übergeben wird und der Übergebende damit jeglichen Kontakt zum übergebenen Unternehmen verliert. So will sich der das Unternehmen Übergebende aus emotionalen Gründen und aus Gründen seiner Lebensplanung noch nicht vollständig aus dem Unternehmen zurückziehen. Er möchte aber freier in seiner Entscheidungsfreiheit zur Gestaltung des Lebensabends sein und anders als bisher persönliche Freiräume für Urlaubsreisen oder andere Aktivitäten nutzen können, ohne in das tägliche Geschäft und den Terminplan der Unternehmensführung eingebunden zu sein. Ferner möchte er durch seinen partiellen Rückzug seine Stelle für den Nachfolger frei machen, damit dieser in die Aufgabe der Unternehmensführung besser hineinwachsen kann.
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Der Senior als Coach des Nachfolgers Oder vielfach ist die Tatsache, dass der das Unternehmen Übergebende noch mit dem übergebenen Unternehmen verbunden bleibt, auf einen Wunsch oder Forderung des Nachfolgers zurückzuführen, da dieser erst noch in die Besonderheiten des erworbenen Betriebs hineinwachsen muss. Notwendig ist ein Know-how-Transfer der langjährigen Erfahrungen des Seniors. Ein solcher Know-how-Transfer nimmt einen nicht unerheblichen Zeitraum in Anspruch. Ferner sind seine Kontakte zu Kunden, Lieferanten und anderen Geschäftspartnern noch stark mit seiner Person verbunden. So müssen auch diese Kontakte und das Vertrauen der Kontaktpersonen auf den Nachfolger transferiert werden. Vor allem bei der Übergabe des Unternehmens im Familienbereich vom Senior auf den Junior übernimmt der Senior noch für eine lange Zeit die Funktion eines Coaches. Damit kann die Unternehmensnachfolge langfristig und in kleinen Schritten durchgeführt werden. In dem Maße, wie der Nachfolger Erfahrung und Know-how erwirbt, kann sich der Übergebende zurückziehen. Ferner kann, wenn die
Unternehmensnachfolge durch Verkauf
des Unternehmens erfolgt, der Nachfolger oftmals den Kaufpreis
für
den Erwerb des Unternehmens nicht aufbringen, so dass der Kaufpreis aus
der Ertragskraft des Unternehmens finanziert werden muss. In einem
solchen Falle besteht für den Übergebenden vorrangig
das
Interesse darin, dass er so weit als möglich sicherstellen und
überwachen kann, dass keine gravierenden Ereignisse eintreten,
die
seinen Anspruch auf Erhalt des Restkaufpreises gefährden
könnten. Durch seine Beteiligung und seiner dadurch weiterhin
bestehenden Überwachungs- und Mitsprachemöglichkeiten
ist er
stets an der Entwicklung des Unternehmens angeschlossen und kann
notfalls korrigierend eingreifen. Ferner kann er
ausschließen,
dass das Unternehmen zu Gunsten des Erwerbers finanziell
ausgehöhlt wird mit der Folge, dass das Unternehmen insolvent
wird
und der Übergebende seinen Anspruch auf den offenen
Restkaufpreis
nicht mehr realisieren kann. |
Integration steuerlicher Vorteile in das Konzept der Unternehmensnachfolge Vor allem
können auch steuerliche Aspekte für
eine weitere Beteiligung des Übergebenden am
übergebenen
Unternehmen bestimmend sein. Wird die Unternehmensnachfolge langfristig
vorbereitet, so bietet es sich aus steuerlichen Gründen an,
den
Nachfolger schon frühzeitig am Unternehmen zu beteiligen und
diese
Beteiligung permanent zu erhöhen. Stammt der Nachfolger z.B.
aus
der Familie, so kann durch eine frühzeitige Beteiligung ein
erheblicher steuerlicher Vorteil geschöpft werden. Einerseits
können die nach jeweils 10 Jahren neu entstehenden
Freibeträge bei der Schenkungssteuer optimal genutzt werden.
Ferner können, wenn das Kind z.B. durch seine Ausbildung noch
nicht über eigenes Einkommen verfügt, durch seine
frühzeitige Beteiligung Vorteile aus der Steuerprogression
ausgeschöpft werden. Zudem kann das Kind dadurch seine
Ausbildung
selbst finanzieren, was andernfalls die Eltern durch
Unterhaltszahlungen aus versteuertem Vermögen leisten
müssten. |
Lange Vorlaufzeit notwendig für ein optimales Konzept der Unternehmensnachfolge Wie allein hieraus zu
ersehen ist, handelt es sich bei dem
Thema der Unternehmensnachfolge um ein sehr komplexes Thema, so dass
das Konzept für die Unternehmensnachfolge nur systemisch und
ganzheitlich auf den Einzelfall zugeschnitten sein muss. Nach der
Erkundung aller Fakten, Wünsche und Erwartungen aller
Betroffenen
lässt sich für jeden Einzelfall ein optimales Konzept
finden.
Notwendig hierfür ist aber eine ausreichende Vorlaufzeit. Wenn
der
Unternehmer nach einer schweren Krankheit vom Krankenhaus aus sich
erstmals mit diesem Thema auseinandersetzt ist es meist zu
spät
für eine individuell auf sämtliche Belange
zugeschnittene
Unternehmensnachfolge. |