Otto Müller ist 25 Jahre alt steht kurz vor der Beendigung seiner Ausbildung zum Touristik-Fachmann. Es hat schon lange vor, sich nach seiner Ausbildung selbständig zu machen und eine eigene Touristik-Firma zu gründen. Um sich mit diesem Thema näher vorzubereiten hat er bereits viele Bücher zum Thema gelesen, wie man eine eigene Existenz gründet und viele Gespräche mit Freunden und Verwandten geführt. Er weiß, dass seine Kenntnisse in der Touristik nicht die einzigen Voraussetzungen sind, die für ein erfolgreiches Gelingen der Geschäftsidee notwendig sind und will daher eine solche Unternehmensgründung auf mehrere Schultern verteilen.
Deshalb hat er bereits mit zwei seiner langjährigen Freunde vereinbart, dass das Unternehmen zu dritt gegründet und aufgebaut wird. Der eine Freund ist 27 Jahre alt, hat eine betriebswirtschaftliche Ausbildung und arbeitet in einem Unternehmen. Der andere ist 23 Jahre alt, hat eine Ausbildung zum Bergführer und verfügt bereits über eine Auftragslage, die ihm eine bescheidene Lebensführung ermöglicht. Die Geschäftsidee beinhaltet, dass man ausländische Touristen durch die Westalpen (Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien) führt und ihnen die Kultur der jeweiligen Gebiete näher bringt.
Die drei Freunde treffen sich daher zu einem grundsätzlichen Gespräch an einem Wochenende, um den Start des eigenen Unternehmens in den Einzelheiten festzulegen. Nach dem Wochenende lagen folgende Entscheidungen vor:
GesellschaftsformDie drei Freunde haben sich zur Gründung einer GmbH entschieden, weil sie die Haftung auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt und eine optimale Zusammenarbeit zwischen den Gesellschaftern aufgrund der sehr flexiblen gesellschaftsrechtlichen Regelungen ermöglicht.
Eine BGB-Gesellschaft kam nicht in Betracht, weil keiner das persönliche Haftungsrisiko übernehmen möchte, denn bei der BGB-Gesellschaft haftet jeder Gesellschafter unbeschränkt für alle Ansprüche der Gesellschaft. Eine AG wäre für den Geschäftszweck übertrieben, weil die drei Freunde das Unternehmen langsam und konservativ aufbauen wollen. Und hierfür wäre diese Gesellschaftsform zu starr mit seinen Organen Vorstand, Aufsichtsrat und Hauptversammlung.
Für das Stammkapital wurde ein Betrag von EUR 27.000.- gewählt, weil dieser Betrag gut durch drei teilbar ist damit jeder Gesellschafter eine Stammeinlage von EUR 9.000.- übernehmen kann. Die Stammeinlagen werden zunächst je zur Hälfte einbezahlt. Damit muss jeder der drei Freunde einen Betrag von EUR 4.500.- bei der Gründung aufbringen.
Für die Beschlussfassung in der Gesellschaft wurde vereinbart, dass für die laufenden Maßnahmen ohne gesteigerte Bedeutung das Mehrheitsprinzip gilt, d.h., dass zwei der Gesellschafter den dritten überstimmen können. Alles was aber gehobener Bedeutung ist, sollte nur einstimmig beschlossen werden können.
Und in der Satzung der GmbH soll bereits vorgesehen werden, dass die Gesellschafter beabsichtigen, bei entsprechendem Erfolg in einigen Jahren die GmbH in eine AG umzuwandeln, damit sich dann das Unternehmen weiter entwickeln kann.
FinanzierungHier legten sich die drei Unternehmensgründer auf eine konservative Vorgehensweise fest. Mit Bankkrediten wird nicht gearbeitet. Mit der Gesellschaftsgründung verfügt die Gesellschaft zunächst über die Stammeinlagen von EUR 13.500.- abzüglich etwa EUR 1.500.- an Gründungskosten. Dies muss zunächst reichen und außerdem kann die Gesellschaft noch den zweiten Teil der Stammeinlage von EUR 13.500.- anfordern. Die Gründer waren sich einig, dass jegliche Bankfinanzierung ein Risiko für das junge Unternehmen darstellt, denn die Statistiken zeigen, dass gerade junge Unternehmen mit Bankfinanzierungen überdurchschnittlich häufig zusammenbrechen.
Man überlegte aber schon, wie man die weitere Entwicklung des jungen Unternehmens finanzieren könnte, wenn ein Finanzierungsbedarf entstehen würde. Hier einigte man sich auf eine Finanzierung über stille Beteiligungen, weil der stille Gesellschafter aus dem Erfolg bezahlt wird. Verwandte der drei Freunde haben bereits zugesagt, das Unternehmen mit stillen Beteiligungen finanzieren zu wollen, wenn sich die Freunde als geschickt herausstellen.
strategische UnternehmensplanungDie drei Freunde setzten sich große Ziele. Sie waren sich einig, dass sie diese Ziele nur erreichen werden können, wenn sie mit großem Einsatz und großer Ausdauer auf dieses Ziel zusteuern würden. Sie waren sich auch einig, dass dies nur mit einer gehörigen Portion an Leidenschaft ginge.
Die Kunden des jungen Unternehmens sollten Urlauber aus dem Ausland sein. Die einen wollen kleine Wanderungen machen, wieder andere wollen eher mit dem Bus herumreisen und manche wollen knackige Bergtouren unternehmen. Hier wurden bereits die grundsätzlichen Angebote für die einzelnen Bereiche konzipiert und es wurde festgelegt, dass diese in den nächsten Wochen verfeinert und in eine anschauliche Übersicht gebracht werden. Mit einer kleinen und kostengünstigen Broschüre kann dann für diese Programme geworben werden.
Die drei Freunde waren sich einig, dass aber viel schwieriger sein wird, die Gäste zu bekommen. Hier wurden verschiedene Akquisitionsmodelle erörtert und die Strategie entwickelt, dass man hier insbesondere mit ausländischen Reisebüros kooperiert, die das Programm in den Westalpen anbieten. Man war sich einig, dass hiermit das große Geld am Anfang nicht verdient werde, aber dieses Modell der Kooperationen wäre zumindest für den Start geeignet und alle anderen Akquisitionsmodelle hätten hohe Vorlaufkosten mit unsicherem Ergebnis zur Folge. Unabhängig davon, dass man solche Kosten nicht aufwenden möchte, wäre eine Finanzierung auch gar nicht möglich.
In der Anfangsphase sollte der betriebswirtschaftlich ausgebildete Freund noch in dem Unternehmen, bei dem er beschäftigt ist, bleiben und seine Leistung in das Unternehmen in den Abendstunden und am Wochenende erbringen. Sobald der Arbeitsumfang steigt und die laufenden Einnahmen eine Finanzierung seiner Arbeitskraft ermöglichen würde, käme er ganz in das junge Unternehmen und würde hierzu seine Arbeitsstelle aufgeben.
Sobald der Geschäftsbetrieb zu laufen begonnen hat, soll er stetig ausgebaut werden. Das Angebot an Wanderungen, Bergführungen und Bustouren soll weiter aufgefächert werden. Freie Mitarbeiter werden gewonnen, die im Büro und auf den Reisen mithelfen; eine Kooperation mit einem Busunternehmen soll eingegangen werden, um die Kosten für einen eigenen Bus zu vermeiden.
Sobald das Angebot an Wanderungen, Bergführungen und Bustouren einen bereits stattlichen Umfang erreicht hat, wird dieses in eine Katalogform gegeben. Da das Angebot vor allem im Ausland verteilt wird, wird es zudem im Internet veröffentlicht, weil hiermit die Akquisitionskosten ganz erheblich gesenkt und der angesprochene Kundenkreis maßgeblich erweitert werden können.
Spätestens hier müsste dann das stille Beteiligungskapital gezeichnet werden, weil die Erstellung und die Herausgabe eines solchen Katalogs sehr kostenintensiv ist. Da dieser Katalog erst herausgeben wird, nachdem bereits der Erfolg der Geschäftsidee unter Beweis gestellt worden ist, werden die stillen Gesellschafter auch zur Zeichnung der stillen Beteiligung bereit sein.
Und nun beginnt auch ein größere Kampagne, das junge Unternehmen bekannt zu machen. Man weiß nunmehr, aus welchen Ländern hauptsächlich die Gäste kommen. Und in diesen Gebieten werden Werbebeiträge in einschlägigen Fachzeitschriften geschaltet. Man arbeitet dann auch mit einem Werbeunternehmen zusammen und entwickelt Marketingstrategien, mit denen man gezielt das entsprechende Publikum anspricht.
Nunmehr muss langsam die Organisations- und Führungsstruktur im Unternehmen verändert werden. Nur mit freien Mitarbeitern lässt sich das Unternehmen nicht mehr führen. Es müssen Arbeitnehmer fest angestellt werden. Und unsere Unternehmensgründer müssen nun erheblich dazulernen, nämlich wie man eine größere Mitarbeiterschaft führt und ein größeres Unternehmen strukturiert.
Die einen Mitarbeiter sind für die Auftragsannahme und für den Kontakt mit den Kunden zuständig. Der Grad der Zufriedenheit der Kunden wird festgestellt, die Kundenwünsche analysiert und den Beschwerden einen hohen Stellenwert eingeräumt, weil sich hieraus die Schwachpunkte herauslesen lassen. Innerbetrieblich werden an die Kollegen, die für die Angebotsseite zuständig sind, die Verbesserungswünsche weitergegeben.
Die anderen Mitarbeiter sorgen sich darum, dass die Wanderungen, Bergführungen oder Bustouren mit einer optimalen Logistik abläuft. Das Netzwerk mit Kooperationen, insbesondere mit Dienstleistern vor Ort, wird weiter ausgebaut und darauf geachtet, dass die Qualitätsmaßstäbe bei der Betreuung der Gäste von diesen eingehalten werden.
Und mittlerweile wird das dann nicht mehr so junge Unternehmen in eine stattliche Unternehmensgröße hineingewachsen sein. Ein bis zwei Jahre soll das Unternehmen auf dieser Größe gehalten werden, damit sich die organische Struktur des Unternehmens verfestigen und optimieren kann. Und dann kann - falls die Gründer dann noch wollen - das Unternehmen weiter ausgebaut werden.
Jetzt ist es an der Zeit, die Grundlagen der strategischen Unternehmensplanung einem Generalcheck zu unterziehen. Es stellen sich viele Fragen, wie z.B: Wo sind die Chancen für das Unternehmen? Mit welcher Marketingstrategie sollen weitere Kunden gewonnen werden? Welche weiteren Produkte sollen hinzugenommen werden? Welche Produkte sollen eingestellt werden? Wie steht die Konkurrenz da? Welche Mitarbeiter und insbesondere Führungskräfte müssen gewonnen werden?
Hier wird es nun Zeit, die Umwandlung der GmbH in eine AG vorzunehmen, weil nunmehr eine andere Führungsstruktur für das Unternehmen und eine Finanzierung über den Kapitalmarkt notwendig wird. Vorstände für das Unternehmen werden gesucht und unsere Unternehmensgründer werden langsam in den Aufsichtsrat abwandern.
Business-PlanNach den Visionen in die ferne Zukunft müssen unsere Unternehmensgründer nunmehr wieder die Ausgangslage beachten. Sie stellen alle Zahlen zu einem detaillierten Modell zusammen, wobei hier der Schwerpunkt auf das erste und zweite Jahr gelegt wird. Der Business-Plan hat insbesondere zu enthalten:
- Welche Kosten entstehen, und zwar aufgeschlüsselt nach den einzelnen Kostenstellen?
- Wann sind mit den ersten Einnahmen zu rechnen, wobei hier von einer best-case und einer worst-case Betrachtung ausgegangen werden muss?
- Und wie werden diese Kosten finanziert?