Was ist die Aussage des folgenden Zitats?


An der Leine fängt der Hund keinen Hasen.

Deutsches Sprichwort

Bei diesem Spruch muss man erst die Akteure interpretieren und auf die Unternehmensführung übertragen. Wenn ein Hund Hasen fängt dann ist das ein Jagdhund, also ein Hund, dessen Aufgabe oder Veranlagung es ist, Hasen zu fangen. Es handelt sich also um Hunde, die einen ausgesprochenen Sinn für die Jagd haben und deshalb für diesen Zweck eingesetzt sind. Jagdhunde werden unruhig, sobald sie wissen, dass die Jagd beginnt und sie sind ungeduldig, wenn sie noch nicht begonnen hat. Sie befinden sich in einem erhöhten energetischen Zustand, weshalb man diese Phase auch als Jagdfieber bezeichnet. Sie spüren die Tiere auf und sind unermüdlich in der Verfolgung. Sie rennen über Stock und Stein, durch Moor, Wasser und über Felsen. Sie verfolgen ihre Beute bis in ihren Bau hinein. Sie haben kaum Angst, von ihrer Beute angegriffen zu werden und jeder Angriff macht sie umso aggressiver.

Jagdhunde in Unternehmen, also Mitarbeiter mit Jagdhundeigenschaften, sind vorrangig im Vertrieb oder in der Forschung und Entwicklung anzutreffen. Im Vertrieb sind Jagdhunde Mitarbeiter, die schon lange vorher in Jagdfieber gelangen, wenn sie der Konkurrenz Aufträge abjagen sollen. Sie haben Freude daran, wenn das nicht so einfach geht und es daher auf ihr Geschick, insbesondere auf ihr Jagdgespür ankommt. Sie geben nicht auf, wenn der Kunde nicht will und oftmals muss man sie zurückpfeiffen, wenn sie in ihrem Eifer zu weit zu gehen scheinen. In der Forschung und Entwicklung sind Jagdhunde Mitarbeiter, die der Konkurrenz Ideen vor der Nase wegschnappen und ihr ganzes Denken und Tun darauf aufgebaut haben, wie sie das machen können.

Die Hasen sind Synomym für die Beute. Das sind Aufträge oder Entwicklungsideen, die zu erbeuten Ziel des Wirkens ist.

Jagdhunde müssen frei sein, sonst können sie sich nicht entfalten. Sie laufen weg, sind oftmals nicht mehr sichtbar und irgendwann kommen sie aus dem Dickicht mit der Beute zurück. Mit einer Leine würde man dem Jagdhund nicht nur die räumliche Freiheit für die Jagd nehmen, sondern auch ihre Motivation. Er wäre nutzlos. Deshalb kann man auch solche Mitarbeiter nicht an die Leine nehmen, etwa indem ihnen Arbeitszeiten und Arbeitsorte konkret vorgeschrieben werden. Sie müssen frei sein. Für die Gestaltung der arbeitsrechtlichen Bedingungen solcher Personen mag das schwierig sein, es ist aber möglich. Wer hier Fehler macht, schneidet das Unternehmen schnell von den Energien ab, die solche Mitarbeiter einbringen. Viele solcher Mitarbeiter wollen nicht in einem abhängigen Arbeitsverhältnis sein. Dennoch kann das Unternehmen mit ausgeklügelten Kooperationsverträgen auch solche selbständigen Personen für sich gewinnen.

In der Umkehrung des Spruches heißt es: „Man kann keinen Hund zum Jagen tragen“. Damit sind abwertend lahme Mitarbeiter gemeint, die diesen Jagdinstinkt nicht haben, die keine innere Unruhe haben, damit endlich die jagd beginnt. Wer als Führungskraft Mitarbeiter in dieser Weise bezeichnet, sollte sich selbst an die Nase langen. Denn ein Mitarbeiter, der keine Jagdeigenschaften mitbringt, sollte an Orten eingesetzt werden, wo eine Jagdeigenschaft eher schädlich ist, z.B. in der Verwaltung.

Daraus folgt: Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter die idealen Jagdeigenschaften mitbringt, dann sollte die arbeitsrechtliche Organisation die Mitarbeit auf größtmögliche Freiheit bei der Erbringung der Arbeitsleistung abstellen. Das einzige Überwachungskriterium ist letztlich der Erfolg, ob der Jagdhund, der alleine durch die Wälder gepirscht ist, auch tatsächlich eine Beute mitbringt. Hier lassen sich vorrangig gut Bonusregelungen zusammen mit Zielvereinbarungen einsetzen.