Was ist die Aussage des folgenden Zitats?

Alles wirklich Wertvolle kommt nicht aus dem Ehrgeiz oder aus dem Pflichtgefühl, sondern aus der Liebe und Devotion gegenüber Menschen und objektiven Dingen.

Albert Einstein

Was bedeutet es, wenn von Ehrgeiz und Pflichtgefühl gesprochen wird? Ehrgeiz ist eine Charaktereigenschaft, sich hohe Ziele zu setzen. Diese hohen Ziele sollen zur eigenen Ehre gereichen. Die Erreichung der Ziele soll also denjenigen, der diese Ziele erreicht, als ehrenvolle Person charakterisieren. Mit hohem Maß an Geiz will diese Person dieses Ziel erreichen, um dadurch all die Ehre voll und ganz für sich einzustreichen.

Unter Pflichtbwusstsein versteht man eine Empfindung, das tun zu müssen, was seine Pflicht ist. Letztlich ist dies eine Selbstverpflichtung. Diese Empfindung geht einher mit Verantwortung, Gewissenhaftigkeit und Loyalität, und zwar im Hinblick auf die Normen, die sich historisch gebildet haben. Dies bedeutet, dass Begriffe wie Pflichtgefühl aus den Normen heraus definiert werden müssen, die zu der Zeit, als der Begriff gebraucht wurde, galten.

Einstein lebte im Übergang des 19. zum 20. Jahrhunderts, also im Übergang der Kaiserzeit und dem auf Pflichteneinhaltung und Undrückung eigener Emotionen und Bedürfnisse fokussieren Preussentum. Seine Wortwahl muss daher aus dieser Zeit heraus gesehen werden. Wenn Einstein bei seiner Definition des wirklich Wertvollen auf das Gegensatzpaar von Ehrgeiz und Pflichtgefühl, also auf harte Verhaltensweisen und die Unterdrückung eigner Emotionen setzt und dieses mit Liebe und Devotion, also mit weichen Verhaltensweisen bildet, so zeigt dies das besonders fortschrittliche Denken von Einstein zu seiner Zeit.

Zwar lassen sich mit Ehrgeiz und Pflichtgefühl lassen erfolgreiche und dauerhaft beständige Unternehmen schaffen. Aber ist allein ein erfolgreiches und dauerhaft beständiges Unternnehmen bereits das „wirklich Wertvolle“ oder muss hier zum Erfolg noch was dazukommen?

Ja, es muss noch etwas dazukommen, als nur erfolgreich zu sein. Denn ein Unternehmen alleine stellt noch nicht das wirklich Wertvolle dar. Wertvoll wird es erst, wenn man es in den sozialen Kontext stellt. Ein Unternehmen ist eine organisierte Zweckgemeinschaft, eine soziale Organisation, in der Menschen zusammenarbeiten, um eine Aufgabe gemeinsam zu erfüllen. Diese Zusammenarbeit bedeutet für diese nicht nur die Schaffung der wirtschaftlichen Existenzgrundlage für sich und vielfach für die Familie, sondern bedeutet vor allem auch Selbsterfüllung und Freude an gemeinsamen Aufgaben, die in der sozialen Gemeinschaft erzielt werden. Insbesondere stellt sich für die Mitarbeiter die Sinnfrage, welchen weiteren Sinn seine Arbeitstätigkeit über den Gelderwerb hinaus hat.

Um dieses wirklich Wertvolle im Unternehmen zu erreichen, also um den Mitarbeitern eine sinnvolle und und sie persönlich erfüllende Tätigkeit in einer sozialen Gemeinschaft zu geben, sind Ehrgeiz und Pflichtgefühl allein nicht ausreichend. Solche sozialen Werte sind nur mit Liebe und Devotion gegenüber den Menschen im Unternehmen zu schaffen. Dies zeigt auch der Themenbereich des lernende Unternehmens. Ein „wirklich wertvolles Unternehmen“ kann nur geschaffen werden, wenn das Wissen aller Mitarbeiter für das Unternehmen verwendet werden kann. Ein Unternehmen lernt umso besser und erfolgreicher, je besser es in der Lage ist, dieses stille Wissen zu schöpfen. Mit Ehrgeiz und Pflichtgefühl alleine ist dies nicht zu schaffen. Hierzu bedarf es einer besonders ausgeprägten Eigenschaft der Unternehmensführung, nämlich der Liebe und der Devotion gegenüber seinen Mitarbeitern.

Einstein fügt noch hinzu, dass die Schaffung etwas wirklich Wertvollens auch die Liebe und Devotion gegenüber den „objektiven Dingen“ voraussetzt. Hier stellt sich die Frage, was Einstein unter den „objektiven Dingen“ verstanden hat, denen ebenso wie gegenüber Menschen „Liebe und Devotion“ erbracht werden muss. Dies erschließt sich aus dem Zusammenhang. Denn eine Führungsperson, die nur gegenüber Menschen Liebe und Devotion erbringt, nicht aber gegenüber allen anderen „nichtmenschlichen“ Dingen, wäre in seiner Persönlichkeit so gepalten, dass er das Vertrauen und die Vorbildfunktion gar nicht erreichen kann. Eine Spaltung von Liebe und Devotion gegenüber Menschen einerseits und den objektiven Dingen andererseits wäre gar nicht möglich. So würde eine Führungskraft keine Glaubwürdigkeit erreichen, wenn er einerseits versuchen sollte, Verständnis für seine Mitarbeiter zu erbringen, andererseits er aber die Umwelt und die Tier- und Pflanzenwelt mit Füßen treten würde. Die Mitarbeiter würden schnell zu dem Ergebnis kommen, dass das Verständnis der Führungskraft gegenüber den Menschen aufgesetzt, also lediglich erlernt, nicht aber wirklich ist. Nur eine Führungskraft, die rundum Liebe und Devotion vorlebt und ausstrahlt, wird als authentisch und glaubwürdig anerkannt werden.