Späne sind ein Abfallprodukt des Hobelns. Sie sind quasi das, was nicht mehr gebraucht wird und bei der Bearbeitung des Holzes beseitigt werden muss, damit das Holz fein, glatt und in der Struktur erkennbar wird. Nur wer hobelt erzeugt solche Abfallprodukte. Wer nicht hobelt lasst alles beim Alten, es entsteht nichts Neues, nichts Edleres.

Nun gibt es Personen, die sich genau an den Spänen stören, die nur die Verunreinigungen sehen, die am Boden liegen, die sich beklagen, dass dies weggeräumt werden muss. Sie sehen nicht den positiven Teil des Prozesses, nämlich dass diese Verunreinigungen eine zwingende Folge eines positiven Prozesses der Erzeugung von Neuem ist. Der Spruch „Wo gehobelt wird, da fallen Späne“ setzt also den positiven Prozess der Erzeugung mit dem negativen Prozess der Entstehung von Abfall in Verbindung und will damit zum Ausdruck bringen, dass die Späne ein notwendiges Übel des positiven Prozesses der Herstellung von Neuem ist, will also den Fokus weg vom Abfall und hin zur Erzeugung lenken.

Bei näherem Hinschauen kann allerdings diese Vereinfachung zum Widerspruch herausfordern. Denn die Verbindung des Positiven (hobeln, also tätig sein) zum Negativen (Späne, also zwangsläufige Entstehung von Abfall) und der weiteren Aussage, dass das Positive im Saldo noch immer überwiegend positiv bleibt, auch wenn man das Negative abzieht, erhält ein neues Bild, wenn diejenigen, die vom Positiven profitieren (z.B. die Schreinerei) nicht mehr personenidentisch mit denjenigen sind, die vom Negativen betroffen sind. So würde etwa der Spruch „Wo gehobelt wird, fallen Späne“ provokativ sein, wenn etwa eine Eisengießerei sagt, dass durch die Produktion zwangsläufig chemische Abgabe in die Luft gelangen, die die Nachbarschaft belasten, die aber vom Ergebnis der unternehmerischen Tätigkeit nicht profitieren. Deshalb sollte man mit diesem Sprichwort sehr sorgfältig umgehen und vor allem sehr aufmerksam sein, wer von dieser Aussage negativ betroffen sein könnte.