Was ist die Aussage des folgenden Zitats?
Im Beet des Erfolges blüht die Verwegenheit.
asiatisches Sprichwort
Verwegenheit bedeutet Kühnheit, Heldentum, aber auch Mut im Sinne von Draufgängertum. Gemeint ist mit dem Spruch vor allem die Furchtlosigkeit, die sich bis hin zur Tollkühnheit entwickelt. Die Verwegenheit ist also das Ergebnis eines Wachstumsprozesses, der in seiner Hochphase zum „Blühen“ kommt, also in der Vollendung gediehen, zur Reife gekommen ist. Und Nährboden, also Beet dieser Blüte ist der Erfolg.
Die Verwegenheit als Blüte eines Wachstumsprozesses ist mit diesem Spruch nicht positiv besetzt. Denn es ist immer wieder zu beobachten: Bei Unternehmen, egal ob klein, mittel oder groß, oder auch bei nicht wirtschaftlichen Organisationen bis hin zu ganzen Staaten, führt der Erfolg oftmals eben zu dieser mit dem Spruch kritisierten Verwegenheit. Ursache und Motor der Verwegenheit sind meist die Unternehmensführer, die durch den Erfolg übermütig werden. Je erfolgreicher sie oder die von ihnen geleiteten Organisationen sind, desto verwegener werden sie. Sie entfernen sich immer mehr von den Tugenden, die den Erfolg erzeugt und getragen haben. Und die Verwegenheit führt dann meist nicht nur zur Selbstschädigung, sondern in erheblichem Maße auch zur Schädigung Dritter.
Beispiele:
- Die Finanzkrise 2008 war Ausdruck der Verwegenheit vieler großer Unternehmen insbesondere von Banken, hier kombiniert mit dem Bewusstsein, dass man zu groß ist, um fallen gelassen zu werden („too big to fall“). Der konservativ gehaltene und daher nicht verwegene Steuerzahler musste diese Verwegenen dann retten!
- VW, beflügelt durch den Weg zum Weltmarktführer, verlor seine Tugend, die ihn groß gemacht hat („Er fährt und fährt und fährt.“). Ohne Zwang, nur durch die Verwegenheit seiner Leitungsorgane wollt VW noch mehr und setzte Betrugssoftware in Dieselfahrzeuge ein, um das Fahrzeug besser aussehen zu lassen, als es ist und um damit einen unzulässigen Wettbewerbsvorteil zu erreichen. VW schädigte nicht nur sich selbst, sondern auch seine Kunden und die Umwelt.
- Ein Sportler, z.B. ein Skiläufer, ein Rennfahrer, ein Kletterer, erreicht seine ersten Erfolge durch ein gutes Können. Seine ersten Erfolge sind noch nicht die Blüten, die sie sich erhofften. Um besser zu werden und um der Konkurrenz Herr zu werden, werden sie verwegener, tollkühner, draufgängerischer. Nicht selten endet diese Verwegenheit in einem schweren Verletzung, lebenslangen Behinderung oder gar ihrem Tod.
Durch den Erfolg eines Unternehmensführers wird zweierlei verursacht: Einmal wird der Erfolg als Bestätigung gewertet, dass man gut ist und man deshalb immer richtig lag, die Chancen des Marktes zu erkennen. Und zum weiteren, dass man sich neue Ziele setzen kann, um den bisherigen Erfolg noch zu übertreffen. Denn man hält sich für so gut, dass man jetzt nach den großen Sternen greifen kann. Und man fühlt sich anderen gegenüber überlegen, erhaben und gekrönt, denen man solche Erfolge nicht zutraut. Man wird verwegen und in zunehmendem Maße verläßt man den konservativen Weg der Unternehmensführung, weil man mit den Bedenken und der Vorsicht, die zu einem konservativen Verhalten geführt haben, die möglichen Ziele unerreicht lassen. Viele Unternehmen und Unternehmensführer enden dann in der Insolvenz, weil sie erst zu erfolgreich und dann zu verwegen waren. Beispiele solcher gescheiterter verwegener Unternehmensführer sind etwa Schlecker oder Middelhoff, die erfolgreich waren, dann aber die Bodenhaftung verloren haben.
‚;